Grundkraft-Prozess
Wozu ein Grundkraft-Prozess und wie verläuft ein solcher?
Zusammenarbeitskultur scheitert nicht am fehlenden Willen, sondern an Spannungsfeldern, die unter der Alltagsoberfläche Energie binden. Der Grundkraftprozess macht diese erfahrbar und nutzbar – für eine Zusammenarbeit, in der Gegensätze zusammenwirken, statt sich zu blockieren.
Wo liegen unsere Spannungsfelder?
Um den Grundkraft-Prozess anzuwenden, muss zunächst ein Spannungs- und Entwicklungsfeld definiert werden, das ein Team oder eine Organisation beschäftigt oder belastet. Dabei kann es sich beispielsweise um zwischenmenschliche Spannungen, interdisziplinäre Schnittstellen, Silos oder Innovationsfelder handeln.
Wohin wollen wir?
Sobald das Spannungsfeld benannt ist, wird die Absicht geklärt: Warum wollen wir dieses Spannungsfeld vertieft bearbeiten? Wozu tun wir das? Wohin soll uns der Prozess führen?
Wie ist unser Spannungsfeld strukturiert?
Im nächsten Schritt geht es darum, die Polaritäten (gegensätzliche Positionen, im Grundkraft-Prozess „Rollen“ genannt) zu identifizieren, die das Spannungsfeld hauptsächlich prägen. Beispiel: Eine Reform im Bildungswesen. Die einen empfinden sie als überfällig und begrüssen sie, andere stemmen sich dagegen und fühlen sich in ihrer Berufsrolle verkannt. Wenn das Spannungsfeld und dessen „Wozu“ geklärt sind, werden die zentralen Rollen benannt, die von allen Beteiligten vertieft verstanden werden sollen, um neue Einsichten zu gewinnen. Dann kann es losgehen.
Wie verläuft ein Grundkraft-Prozess?
Im Zentrum steht das „Hacken“ von Rollen: Die Teilnehmenden versetzen sich in Rollen, die für das Spannungsfeld zentral sind – bewusst nicht in jene, mit denen sie sich gewöhnlich identifizieren.
So entsteht ein Perspektivenwechsel. In diesen (für sie fremden) Rollen erarbeiten sie ein möglichst ganzheitliches Bild dessen, was ihrer Vorstellung nach in dieser Rolle im Spannungsfeld erlebt und erfahren wird. Dieser Prozessschritt ist ein kollektiver Akt: Alle Anwesenden sind beteiligt. Die Gruppen präsentieren dem Plenum dann ihr „Empathie-Angebot“ – also ihre Sicht auf die Erlebnis- und Erfahrungswelt der Rolle. Anschliessend wird die kollektive Intelligenz aktiviert: Alle Teilnehmenden - insbesondere die tatsächlichen Rollenträger:innen - ergänzen, was noch ausgedrückt und gesagt werden muss. So kommt alles zur Sprache, was an emotionalem und kognitivem Wissen im Raum ist – das, was sonst unter der Oberfläche bleibt.
Was ist das Resultat?
Zum Schluss des Grundkraft-Prozesses liegen zahlreiche konkrete Informationen zur Beschaffenheit des Spannungsfelds vor – Informationen, die vorher nicht im kollektiven Bewusstsein waren. Es entstehen Empathie und Kohärenz, neue Erkenntnisse tauchen auf, und erste Entwicklungspfade zeichnen sich ab. Auf dieser verbindenden Grundlage werden nächste Schritte für den weiteren Change- oder Entwicklungsprozess definiert und eingeleitet.